Was in Regensburg in den vergangenen beiden Jahren geleistet worden ist, das hätte schon früher geschehen können – und müssen. Wenn der frühere Regensburger Bischof, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, behauptet, die Aufklärung der vielen, vielen Fälle von Misshandlung und sexuellem Missbrauch bei den „Domspatzen“ sei von ihm initiiert worden, so ist das nicht einmal die halbe Wahrheit: Nachdem sich im März 2010 Opfer an die Öffentlichkeit gewandt hatten, sprach er zunächst noch von einer Kampagne gegen die Kirche. Folgen:Müller steht exemplarisch für jene Kirchenführer, die mehr darauf achteten, den Ruf ihrer Institution zu schützen, als den Opfern gerecht zu werden. Er und Leute seines Schlags haben damit freilich das Gegenteil erreicht. Das macht die Leiden der Opfer nicht geringer, kann aber dazu beitragen, solche Taten in Zukunft zu verhindern – und der katholischen Kirche wieder Glaubwürdigkeit zu geben.
Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung July 18, 2017 18:22 UTC