Von Christina Berndt und Wolfgang JanischEs war ein gefährliches Spiel mit den Lebenschancen schwer kranker Patienten - so hatte es die Staatsanwaltschaft Göttingen gesehen und einen Strafprozess gegen Aiman O., den einstigen Leiter der Transplantationschirurgie am dortigen Universitätsklinikum in Gang gesetzt. Nach und nach deckten Prüfer immer neue Unregelmäßigkeiten auf, mindestens zwölf Universitätskliniken sind bis heute betroffen. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln; die Verfahren ruhen allerdings mit Blick auf die Entscheidung des BGH. Und zwar deshalb, weil mit der Manipulation der Liste keineswegs eine bewusste Entscheidung über Leben und Tod der übergangenen Patienten verbunden gewesen sei. Denn ob ein Patient auf der Warteliste zum Zuge komme, sei von vielen weiteren Umständen abhängig - etwa von seinem Gesundheitszustand oder den aktuellen Kapazitäten der jeweiligen Klinik.

Source: Suddeutsche Zeitung June 28, 2017 18:00 UTC