Als durchsetzungsstarker Macher trieb er die Reform der Kurie voran - sehr zur Freude des Papstes. Kardinal Pell, der vierte Mann in der katholischen Kirche nach Papst, Kardinalstaatssekretär und Präfekt der Glaubenskongregation, ist der Mann fürs Grobe im Vatikan. Er ist ein strammer Konservativer, der 2015 vor der Familiensynode in Rom sich an die Spitze jener 13 Kardinäle setzte, die den Papst per Brief vor der Verwässerung der traditionellen katholischen Ehelehre warnten. Er ist aber auch ein durchsetzungsstarker Macher, und wahrscheinlich bewog gerade diese Kombination Franziskus, Pell eines seiner wichtigsten Projekte zu übertragen: die Kurienreform. Und selbst wenn sich seine Unschuld erweisen sollte, wird die Zahl derer wachsen, die glauben, dass der Kardinal der falsche Mann am falschen Platz ist.
Source: Suddeutsche Zeitung June 29, 2017 19:52 UTC