Auf dem Kleist-Grabmal am Ufer des Kleinen Wannsees sah ich frische Blumen liegen – ein üppiges Gesteck, geschmackvoll arrangiert und erkennbar teuer, ganz wie der Rest des schönen Villenvororts Wannsee. An der reinen Vernunft verzweifelnd, besonders an der Vernunftvergötterung der Franzosen, beschloss der deutsche Dichter, fortan das Herz über das Hirn zu stellen. Es gelang ihm nie ganz, aber doch genug, um sich nachhaltig zu ruinieren, moralisch wie materiell. Geburtstag, schoss Kleist am Kleinen Wannsee seiner Geliebten Henriette Vogel ins Herz und dann sich selbst ins Hirn. Alle Folgen seiner Kolumne „Mühling kommt rum“ finden Sie auf unserer Internetseite unter:www.tagesspiegel.de/96malberlinNoch mehr Steglitz-ZehlendorfGibt es jeden Donnerstag im Leute-Newsletter von Boris Buchholz.
Source: Der Tagesspiegel November 23, 2018 21:45 UTC