Exemplarisch zeigt sich an dieser Bildbetrachtung im Roman, wie der Widerstand mit der Veränderung der Wahrnehmung beginnt und schließlich in eine „kämpfende Ästhetik“ umgesetzt wird. Literaturkritik im Alltagssinne muss davor versagen“, erklärte der Laudator Hans Mayer bei der Verleihung des Literaturpreises der Stadt Köln 1981. So wie Peter Weiss die Namen der Widerstandskämpfer im Gedächtnis hält, so negiert er die der Täter: Hitler taucht nur einmal als „der in Braunau Geborene“ auf. Der „Marat/Sade“, der Kampf der Irren und der Revolutionäre, gilt dank der Inszenierung von Peter Brook als sein berühmtestes Stück. Peter Weiss hatte sich die deutsche Sprache im Exil als innere Heimat bewahrt, blieb aber seinem Herkunftsland gegenüber misstrauisch.
Source: Der Tagesspiegel November 08, 2016 08:53 UTC