„Mein Leben lang bin ich zerstört, fühle mich von allen Menschen verlassen, atme auf, fühle mich frei.“ In der vermeintlichen Widersprüchlichkeit dieses Satzes offenbart sich das ebenso verzweifelte, liebesdürstende wie flatterhafte Wesen von Peter Wawerzineks auch in dessen jüngstem Roman „Liebestölpel“ unverkennbar autobiographisch grundiertem Erzähler-Ich. Der Vogel steckt auch in Wawerzineks jüngstem Roman nicht nur im Titel, sondern wird zum Sinnbild. Ob nun sein Verdingen als Hilfsarbeiter, seine ersten Schritte als Schriftsteller oder der Untergang der DDR – Wawerzineks Erzähler stürzt durch die Ereignisse. Vielleicht ist „Liebestölpel“ der tragischste der drei Romane Wawerzineks, und das nicht etwa, weil sich an den Mutterverlust eine punktuell erfüllte, aber immer wieder sich entziehende, abbrechende Liebe anschließt. Peter Wawerzinek: „Liebestölpel“.
Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung December 29, 2019 20:03 UTC