Auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde, dem »Sozialistenfriedhof«, findet sich ein Grab, wie es für Angehörige der Arbeiter*innenklasse großen Seltenheitswert hat. Es erinnert an Paula Thiede, die weltweit erste Frau als Vorsitzende einer gemischtgeschlechtlichen Gewerkschaft. Als sie 1919 starb, wussten ihre Kolleg*innen (die sie für »unvergesslich« hielten) ganz genau, wen sie damit ehrten - und warum. Doch dieses Wissen ging allzu schnell verloren und bis zur Einweihung des Berliner Paula-Thiede-Ufers im Jahre 2004 erinnerte nur das Grab an dieses außergewöhnliche Leben. Eine lebendige Erinnerung an Thiede wäre mehr als gerechtfertigt, denn was sie als proletarische Frau, geprüfte Mutter und kämpferische Gewerkschafterin erlebt und geleistet hat, steht in dieser Kombination allein auf weiter Flur.
Source: Neues Deutschland January 03, 2020 12:56 UTC