Im Berliner Maxim Gorki Theater lässt der Regisseur Ersan Mondtag nun Ödipus und die Seinen in einen wüst aufgeladenen, kühl choreographierten Krimi geraten. Ein bisschen sehen sie aus, als wären sie die makabren Kinder von David Lynch und Herbert Fritsch, und gegen beide hätte Ersan Mondtag vermutlich nichts einzuwenden. Mehr zum ThemaGeboren 1987 in Berlin, gilt er als hoffnungsvolles Regietalent und ist jetzt zum zweiten Mal zum Theatertreffen eingeladen worden. Seine Inszenierung von „Ödipus und Antigone“ ist ein unheimlich düsteres, beklemmend schauriges Familienszenario, in dem es nur greise, wackelige, bösartige, einzig auf Macht und Gewalt erpichte Untote gibt. Formal entschieden und kraftvoll zupackend schneidet sich Ersan Mondtag den antiken Stoff zurecht - bis höchstens noch das grobe Gewebe, nicht jedoch die Musterung, Feinzeichnung und die Textur erkennbar sind.

Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung February 20, 2017 21:00 UTC