imago images / Arnulf Hettrich »Wie Lukács müssen wir Zeit verschwenden, die Décadence zu widerlegen, anstatt den Realismus (…) besser zu begründen« – Peter Hacks (Cola-Werbung in Berlin)Die wichtigste Information zum Grundwert des Schaffens von Georg Lukács (1885–1971) hat der Dramatiker Peter Hacks geliefert, als er im Jahre 1978 im Rahmen einer Diskussion zur Realismustheorie von Lukács in der Akademie der Künste der DDR folgendes zu Protokoll gab: »Das Traurige an der jetzigen Lage ist, dass wir, anstatt an dem außerordentlichen Palast des Denkens, den Lukács errichtet hat, weiterzubauen, immerfort noch damit beschäftigt und gezwungen sind, diese elende Pepsi-Cola-Reklame aus dem Weg zu räumen. Wie Lukács müssen wir Zeit verschwenden, die Décadence zu widerlegen, anstatt den Realismus, was unsere ausschließliche Aufgabe sein sollte, besser zu begründen.«Dieses Zitat leitet den Band »Georg Lukács. Denn der Marxismus war für Lukács ab 1919 die niemals wieder verlassene theoretische Leitlinie, die sich auch im ontologischen Spätwerk findet. Denken und Arbeitsweise von Georg Lukács gehören zum wichtigsten Erbe aller an der Einrichtung einer menschlichen Gesellschaft interessierten Klassen und Schichten. Das ist seine elementare Gegenwartsbedeutung, und es ist aus heutiger Sicht tatsächlich nicht mehr übertrieben, Lukács als »vierten Klassiker« des Marxismus-Leninismus zu bezeichnen.
Source: Junge Welt July 06, 2021 17:26 UTC