Sie hatten es sich auf die Fahnen geschrieben, gegen die zu Renaissance-Zeiten gängige Dominanz der lateinischen (und altgriechischen) Sprache aufzubegehren. Einerseits Avantgardisten avant la lettre, waren Ronsard und seine Gefolgsleute andererseits beinharte Traditionalisten, die Formen und Motive antiker Dichter nachahmten oder zu übertreffen suchten. Dem Einfluss des seinerzeit europaweit modischen Petrarkismus konnte er sich nicht entziehen. Im Zentrum stehen auch bei Ronsard die lustvollen Leiden des unerfüllt Liebenden, aber er gibt dem Sinnlich-Körperlichen, ja Bacchantischen Raum. Er geht sogar fremd, wenn er in der Fortsetzung seiner „Amoren“ einem neuen Objekt der Begierde huldigt, der weit weniger entrückten Marie.
Source: Der Tagesspiegel January 19, 2018 11:48 UTC