Wenn wir die Perspektive wechseln sollen, überkommt uns oft eine Art Spontan-Demenz in eigener Sache. Dabei wäre es so lohnend, sich öfter in andere hineinzuversetzen. Wir können mitfühlen, uns in andere hineinversetzen, Verständnis aufbringen, noch hinter dem unbewegtesten Gesichtsausdruck die Verfassung unseres Gegenüber erahnen. Praktisch allerdings stößt die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen einzunehmen, regelmäßig an Grenzen. An der ersten Ampel ist uns komplett entfallen, dass daheim vor dem Haus überhaupt etwas Vierrädriges steht, so sehr empören wir uns über "die Autofahrer".

Source: Suddeutsche Zeitung August 31, 2018 16:52 UTC