Pina Bausch muss als Genie betrachtet werden, in dem Sinn, dass sie so furchtbar kritisch und skeptisch allen Möglichkeiten des Tanzes gegenüberstand, als sie zu choreographieren begann. Auf keinen Fall wollte diese wunderschöne und fabelhaft ausgebildete junge Künstlerin, dass Bewegungen auf der Bühne leer und ohne Bedeutung wären, dass sie ausgeführt würden um der bloßen Schönheit halber, um zu gefallen, oder zur Demonstration von Virtuosität als Repräsentation von Macht. Als Pina Bausch 1978 ihre Version von Shakespeare’s „Macbeth“ auf Einladung Peter Zadeks im Schauspielhaus Bochum herausbrachte, war sie kein Geheimtipp mehr, aber auch noch kein Mythos so wie heute. Das Stück von damals, genannt „Er nimmt sie an der Hand und führt sie in das Schloß, die anderen folgen. Ein Stück von Pina Bausch“, ist seit Freitagabend, zum ersten Mal seit 29 Jahren, im Barmer Opernhaus wieder zu entdecken.
Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung May 22, 2019 21:20 UTC