Marvin Kren und Sigmund Freud zum Beispiel: Der österreichische Regisseur und sein berühmterer Landsmann stehen beide für eine Objektdurchdringung weit jenseits oberflächlicher Betrachtung. Marvin Kren drang nämlich nicht nur tief in die Quellenlage ein, er begab sich auch physisch in jene Form der Hypnose, die Freud im Handlungsjahr 1886 frisch nach Wien importiert hatte. »Da muss sich die Zunft wohl Ihnen anpassen«, entgegnet die Gastgeberin, worauf Freud antwortet: »Nichts weniger ist mein Ziel«. Weil der psychiatrische Weg dorthin für acht Teile alles andere als massentauglich ist, dickt Marvin Kren das Ganze nach eigenem Drehbuch sodann mit einer Verschwörung an, die in Gestalt einer bestialisch ermordeten Hure ihren Anfang nimmt. »Mich interessiert immer die Katharsis meiner Figuren«, sagt Marvin Kren über den Strudel aus Gewalt, Verunsicherung und Seelenschmerz, der auch in »Freud« mitreißt - »aber sie muss auch Spaß machen«.
Source: Neues Deutschland March 22, 2020 14:37 UTC