Beidem, der Popularisierung des »sozialistischen Humanismus« besonders der Marxschen Frühschriften (die Fromm in Auszügen 1961 erstmals in den USA veröffentlichte) wie auch der Entdogmatisierung der Psychoanalyse, widmete Fromm einen Großteil seines Lebenswerks. Mit seiner Verknüpfung von Marx und Freud war Fromm aber zunächst auch prägend für die Entstehung der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Vielmehr sei es eine »Furcht vor der Freiheit« - wie Fromm sie in seinem gleichnamigen Buch von 1941 beschrieb -, die den Menschen in eine Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten dränge, in der er sein eigenes Ohnmachtsgefühl kompensiere. Hier gehe es übrigens weniger »um die Alternative ›Kapitalismus‹ oder ›Kommunismus‹, sondern um die Alternative ›Bürokratismus‹ oder ›Humanismus‹«, schreibt Fromm in »Jenseits der Illusionen«. Es ist letztlich dieser entmenschlichende Geist der Bürokratie in Kapitalismus wie Kommunismus, gegen den Fromm sich wendet.
Source: Neues Deutschland March 22, 2020 15:22 UTC