Zum Erbe der DDR gehören bis heute ein feindseliges Israelbild und die Definition des Zionismus als Kampfbegriff, der dem Staat Israel die Legitimation abspricht. Das östliche Feindbild Israel korrespondierte mit solidarischen Emotionen im Westen angesichts palästinensischen Leides und berechtigter Kritik an Entscheidungen und Handlungen der israelischen Regierung wie der De-facto-Verweigerung einer Zwei-Staaten-Lösung. Die Legende, die Bundesrepublik zahle an Israel Reparationen in Form von Waffen, verstärkte das in der DDR generierte Feindbild. Die Haltung der DDR zu Israel stand wie die gegenüber den Juden im eigenen Land in Wechselwirkung zu politischen Prämissen. In der DDR wurde das im Nationalsozialismus und seiner langen Vorgeschichte propagierte und praktizierte Feindbild „Jude“ zwar tabuisiert, aber im Feindbild „Israel“ sublimiert.
Source: Der Tagesspiegel February 13, 2019 15:56 UTC