Adorno schrieb einmal bösartig von der „Renitenz“ und „Sabotagefreudigkeit“ von Orchestermusikern. Wiedereinladungen zu so hervorragenden Klangkörpern wie dem Orchestre de Paris, dem Tonhalle Orchester in Zürich und dem Rundfunk-Sinfonieorchester in Berlin zeigen, wie gerne die symphonische Elite mit der sympathischen und allürenfreien Musikerin arbeitet. Unwiderstehlicher rhythmischer DriveIn ihrem dritten Konzert mit dem RSB gibt es im Konzerthaus Werke, die im Umfeld von Sergei Diaghilews legendären Ballets russes entstanden sind. Dass Alondra de la Parra mit dem von mittel- oder südamerikanischen Künstlern häufig erwarteten Gute-Laune-Musizieren nichts am Hut hat, zeigt ihre Interpretation von Strawinskys „Sacre du printemps“, dessen scheidenden Dissonanzen und archaischen Schockmomenten Dirigentin und Orchester nichts schuldig bleiben. Alondra de la Parra beherrscht die Kunst, das Tempo aus dem Handgelenk zu beschleunigen und dann wieder zu drosseln.
Source: Der Tagesspiegel December 06, 2016 10:52 UTC